Österreich: Anschluss an das Deutsche Reich

Österreich: Anschluss an das Deutsche Reich
Österreich: Anschluss an das Deutsche Reich
 
Nach der Auflösung des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn am Ende des 1. Weltkrieges hatten die Deutschösterreicher spontan den Anschluss an das Deutsche Reich beschlossen, der jedoch von den Siegermächten im Versailler Vertrag untersagt wurde. Die nun entstandene Republik Österreich musste ihre wirtschaftlichen und sozialen Strukturen ganz neu aufbauen und war dabei auf die Hilfe der Alliierten und die Gewährung von Krediten angewiesen.
 
Auch in Österreich war 1933 ein autoritäres Regierungssystem unter Leitung des christlich-sozialen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß entstanden, der das Parlament ausschaltete, die kommunistische und nationalsozialistische Partei verbot (1934 auch die Sozialdemokratie ausschaltete) und mit einem parteiähnlichen Kampfverband, der »Vaterländischen Front«, zu regieren versuchte. Außenpolitisch wurde sein Kurs von Ungarn und dem faschistischen Italien Mussolinis gestützt.
 
Bei einem Putschversuch der Nationalsozialisten im Juli 1934 wurde Dollfuß ermordet. Der Putsch aber misslang, weil die von Hitler-Deutschland erwartete Unterstützung wegen der drohenden Haltung Mussolinis unterblieb. Zwischen Deutschland und Österreich kam zwar im Juli 1936 ein Abkommen zustande, das die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten wiederherstellte, aber die sich rasch verstärkende Zusammenarbeit zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem faschistischen Italien ließ die Alpenrepublik mehr und mehr in eine Außenseiterposition geraten. Als Hitler sich die Gewissheit verschafft hatte, dass Mussolini einem Anschluss Österreichs an Deutschland nicht mehr im Wege stehen werde, schlug er dem österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg gegenüber eine andere Sprache an. Zuerst verlangte er von ihm die Aufnahme nationalsozialistischer Führer in seine Regierung, dann forderte er brüsk seinen Rücktritt und die Übergabe der Regierung an den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart. Obwohl alle Bedingungen erfüllt wurden, ließ Hitler am 12. März 1938 auf ein angebliches Ersuchen Seyß-Inquarts hin deutsche Truppen in Österreich einrücken. Er war inzwischen darüber informiert worden, dass Großbritannien ebenfalls den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich hinnehmen werde.
 
Die deutschen Soldaten wurden von der österreichischen Bevölkerung mit großem Jubel begrüßt. Unter einem Meer von Fahnen und Glockengeläut hielt Hitler Einzug in seine österreichische Heimat. Am 14. März 1938 trat das »Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich« in Kraft. Die nationalsozialistische Propaganda verkündete der Welt: Der »Führer« hat die »Ostmark heim ins Reich geholt!« Das »Großdeutsche Reich«, das viele erträumt hatten, war nun Wirklichkeit geworden. Die nach dem »Anschluss« Österreichs zunächst inoffizielle Bezeichnung »Großdeutschland« wurde in der Folgezeit zum offiziellen Staatsnamen.

Universal-Lexikon. 2012.

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